Digitale Logistik: Papierlose Transporte

Lkw-Fahrer, der am Steuer sitzt und ein Tablet benutzt
Die Logistik und die Lieferkette sind an vielen Stellen noch mit Papierdokumenten belastet. Absender und Empfรคnger; Anzahl, Zeichen und Nummern der Frachtstรผcke, Bruttogewicht, Art der Verpackung oder Anweisungen fรผr den Zoll und andere behรถrdliche Abfertigungen der Waren. Wer Waren von A nach B transportiert, muss eine ganze Ladung Frachtbriefe mit Angaben zum Transportgut mitschicken – natรผrlich in dreifacher Ausfertigung, wobei ein viertes Exemplar beim Absender verbleibt. Auf dem Weg dorthin folgen eine Reihe von Unterschriften und Bestรคtigungen und am Ende eine sechsjรคhrige Archivierungspflicht. Dabei ist die digitale Abwicklung von Transportauftrรคgen bereits seit รผber zehn Jahren mรถglich – zumindest in der Theorie.

Der digitale Frachtbrief stรถรŸt sowohl in Deutschland als auch in anderen europรคischen Lรคndern noch auf rechtliche Hindernisse. Technisch ist er aber lรคngst machbar. Wรผrde der Gรผterverkehr komplett auf diese elektronische Form umgestellt, kรถnnten allein in Deutschland jรคhrlich Einsparungen in dreistelliger Millionenhรถhe erzielt werden. Nicht zuletzt wรผrde auch die Umwelt von der Papiereinsparung profitieren. Trotz all dieser Vorteile lรคsst die flรคchendeckende Einfรผhrung des e-CMR in Deutschland und Europa noch auf sich warten.

Die Idee des Frachtbriefs

In Deutschland regelt das Handelsgesetzbuch die Informationen, die der Frachtfรผhrer bei der Ausstellung des Frachtbriefs verlangen kann. Im internationalen StraรŸengรผterverkehr ist ein CMR-Frachtbrief erforderlich. CMR ist die Abkรผrzung fรผr das franzรถsische โ€žConvention relative au contrat de transport international de marchandises par routeโ€, mehr Informationen dazu finden Sie hier in unserem Logistik-Lexikon.

Die Idee des Frachtbriefs ist es, den Transport von Gรผtern einfach, aber gleichzeitig รผberprรผfbar und rechtssicher zu machen. Frachtbriefe schaffen zwar Rechtssicherheit, vereinfachen aber nicht die Ablรคufe – zumindest nicht in der analogen CMR. In der Regel mรผssen Frachtbriefe in vierfacher Ausfertigung erstellt werden. Ein Exemplar verbleibt beim Absender, eines wird der Fracht beigelegt. Das dritte Exemplar erhรคlt der Frachtfรผhrer, das vierte ist fรผr den Zoll oder eine andere Behรถrde.

Vorteile des digitalen Frachtbriefs

Nicht nur das Erstellen dieser analogen Dokumente, auch ihre Verteilung sowie Archivierung kosten viel Zeit und Personal. Schรคtzungen zufolge werden pro Frachtbrief 4 Euro eingespart, wenn statt der analogen Papier-Dokumente digitale CMR treten. Bei geschรคtzten 150 Millionen auszustellenden Frachtbriefen im Jahr lรคge das Einsparpotenzial allein in Deutschland bei 600 Millionen Euro.

Die flรคchendeckende Einfรผhrung eines elektronischen Frachtbriefs schafft zudem Schnittstellen zu anderen digitalen Systemen, sodass sich der Frachtbrief gewissermaรŸen in beliebige Richtungen erweitern lรคsst. In seiner elektronischen Variante ist dieser kein isoliertes Dokument mehr, sondern Teil der digitalen Dokumentation eines Gรผtertransportes. Er bietet auch die Mรถglichkeit, Schรคden am Frachtgut in Echtzeit zu dokumentieren. Bei Unfรคllen oder Verspรคtungen kann so rascher Ersatz fรผr die benรถtigten Lieferungen gesorgt werden.

Die zรถgerliche Einfรผhrung des digitalen Frachtbriefs hat Grรผnde

Trotz der unรผbersehbaren Vorteile lรคuft die flรคchendeckende Einfรผhrung des E-Frachtbriefs bislang nur sehr zaghaft an, da die Einfรผhrung des e-CMR anfรคnglich mit Investitionen in Technik verbunden ist und aufgrund fehlender Standards bislang oft nur schwer zu entscheiden ist, in welche Technik investiert werden soll.

LKW-Fahrer nutzt Tablet als Symbolbild fรผr papierlose LogistikDie bislang zรถgerliche bis mangelnde Akzeptanz des e-CMR hรคngt aber auch an der nach wie vor ungeklรคrten Rechtslage. Im ยง 408 HGB findet sich zwar bereits seit 2013 der Hinweis (in Abs. 3), dass โ€ždem Frachtbrief eine elektronische Aufzeichnung gleichgestelltโ€œ sei.

โ€žEinzelheiten der Ausstellung, des Mitfรผhrens und der Vorlage eines elektronischen Frachtbriefs sowie des Verfahrens einer nachtrรคglichen Eintragung in einen elektronischen Frachtbriefโ€ sind laut HGB jedoch in einer Rechtsverordnung zu regeln. Diese gibt es bislang aber noch nicht. Der deutsche Gesetzgeber trรคumt also vom digitalen Frachtbrief, verweigert aber die Auskunft darรผber, wie dies in der Realitรคt umzusetzen ist.

Doch die digitale รœbermittlung von Frachtbriefen in Europa zwischen Unternehmen, Regierungen und Zollverwaltungen ist einen Schritt nรคher gerรผckt.

Ende 2019 haben sich das Europรคische Parlament und der Europรคische Rat darauf geeinigt, die Verwendung von digitalen Frachtbriefen verbindlich vorzuschreiben. Dies wird im Jahr 2026 in Kraft treten.

Zu den rechtlichen Hรผrden gesellen sich technische Voraussetzungen, die erfรผllt sein mรผssen, damit der E-Frachtbrief sich auch in der Praxis bewรคhrt. Ein einfaches PDF reicht dafรผr nicht aus. Der e-CMR muss elektronisch bearbeitet werden kรถnnen, sowohl fรผr Auftraggeber, Empfรคnger, Frachtfรผhrer als auch Behรถrden lesbar sein und seine eigene Echtheit ausweisen kรถnnen.

Authentizitรคt und Richtigkeit analoger Papiere werden klassischerweise durch Stempel beglaubigt. In der digitalen Welt gibt es dafรผr u.a. digitale Signaturen (Stempel), deren Prรผfung รผber Zertifizierungsanbieter laufen kann.

Die digitale Abwicklung von Transportauftrรคgen ist bereits seit einiger Zeit mรถglich, und doch ist die papierlose Disponierung bei Weitem nicht so verbreitet wie sie sein sollte. Grรผnde dafรผr sind auch hier die rechtlichen Hindernisse vor denen der digitale Frachtbrief sowohl in Deutschland als auch im europรคischen Ausland steht.

In der Logistik gibt es noch weitere Potenziale

Die Mรถglichkeiten zur Effizienzsteigerung von Transporten am Beispiel digitaler Frachtbriefe sind nur ein kleiner Teil der Chancen, die sich durch papierlose Logistik ergeben. Wer das Papier aus seinem Alltag verbannt, spart Geld fรผr physische und personelle Ressourcen und verkleinert gleichzeitig seinen รถkologischen FuรŸabdruck. Die Schaffung von Transparenz mit Hilfe standortbezogener digitaler Tools kann den รœbergang organischer gestalten, wenn nicht sogar erleichtern.

Unternehmen kรถnnen damit beginnen, zu ermitteln, welche Dokumente sich am ehesten digitalisieren lassen. Dazu gehรถren Lager- und Versanddokumente sowie kundenorientierte Papiere wie Rechnungen, Auszรผge und Quittungen.

Wege, die Abhรคngigkeit von Papier zu beseitigen

Unternehmen sind gut beraten, schnellstmรถglich MaรŸnahmen zu ergreifen, um Papier zu reduzieren und sich schlieรŸlich ganz davon zu verabschieden. Es gibt inzwischen viele Lรถsungen, um Auftrรคge effizienter zu verwalten und alle notwendigen Informationen sicher digital zu speichern.

Hier sind einige Mรถglichkeiten, wie Unternehmen sofort Papier einsparen kรถnnen:

  • Automatisiertes Hochladen von Dokumenten Dritter wie Eingangsrechnungen von Subunternehmern und anderen Lieferanten
  • Automatisierte Anbindung von Transportauftrรคgen
  • Bereitstellung von Dokumenten und anderen Informationen รผber ein Webportal wie Saloodo!

Dadurch wird nicht nur der Papierverbrauch reduziert, sondern auch der Rechnungsstellungsprozess vereinfacht und beschleunigt.

Die finanziellen Auswirkungen sind nicht zu vernachlรคssigen

Die Kosten, die man durch den Verzicht auf Papier einsparen kann, รผberwiegen bei weitem die kurzfristigen Kosten der Papierabschaffung.

Die Investitionskosten fรผr Bรผromaterialien wie Tintenpatronen kรถnnen drastisch gesenkt werden, und diese kleinen Patronen sind sehr teuer, wie Sie wahrscheinlich wissen.

Auch zusรคtzliche Upgrades oder Ersatzbeschaffungen fรผr teure Bรผrogerรคte wie Kopierer und Faxgerรคte kรถnnen sich verringern. Die Umstellung auf den papierlosen Betrieb erfordert zwar eine Anfangsinvestition, die sich aber dank der Einsparungen in kurzer Zeit auszahlt.

Fazit

Papierlose Logistik spart Personal, Kosten und viel Zeit. Statt auf die flรคchendeckende Einfรผhrung von elektronischen Frachtbriefen zu warten, gehen digitale Speditionen voran und bieten schon heute die Mรถglichkeit, alle fรผr die Frachtbriefe notwendigen Dokumente vollstรคndig digital abzuwickeln. Dank App funktioniert das auch unterwegs problemlos. Auch im internationalen Verkehr kรถnnen die entsprechenden Papiere (CMR) bereits, zumindest in einigen Lรคndern, digital vorliegen. Der digitale Frachtbrief ist nur ein Beispiel dafรผr, dass der noch immer weit verbreitete Papierkram schon heute unnรถtig ist und auch traditionelle Speditionen schnellstmรถglich auf papierlose Transporte setzen sollten.

Bild von Daniel Mahnken, Leiter Unternehmenskommunikation bei Saloodo!

Autorin:

Daniel Mahnken
Daniel Mahnken ist Head of Corporate Communications bei Saloodo!. Als gelernter Journalist liegt ihm das Schreiben quasi im Blut. Nach seinem Sportpublizistik-Studium wollte er eigentlich Germany’s Next Sport-Kommentator werden, doch dann entdeckte er die Logistik und kommt seitdem nicht mehr davon los.

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