Antwerpen-Brügge: Europas zweitgrößter Hafen auf dem Weg zur Klimaneutralität

Der Hafen von Antwerpen, einer der ältesten Häfen Europas, reicht in seiner Geschichte bis ins Mittelalter zurück. Über die Jahrhunderte hat er sich zu einem zentralen Knotenpunkt im globalen Handel entwickelt und kontinuierlich an die Anforderungen des modernen Welthandels angepasst. Der Hafen ist heute der zweitgrößte Hafen Europas, gleich nach Rotterdam (Link zum Rotterdam Artikel), und beherbergt einen der weltweit bedeutendsten Chemieindustrieparks. Innerhalb eines 500 Kilometer großen Radius um den Hafen befinden sich etwa 60 Prozent der gesamten europäischen Kaufkraft.

Im April 2022 erreichte der Hafen von Antwerpen einen Meilenstein: den Zusammenschluss mit dem Hafen von Zeebrugge. Dieser Zusammenschluss hat die westeuropäische Seeverkehrslandschaft grundlegend verändert und das Potenzial beider Standorte weiter gestärkt. Gemeinsam bilden sie nun den Port of Antwerp-Bruges, der sich das ehrgeizige Ziel gesetzt hat, einer der nachhaltigsten Häfen der Welt zu werden.

Im ersten Quartal 2024 verzeichnete der Port of Antwerp-Bruges einen Gesamtgüterumschlag von 70,4 Millionen Tonnen, was einer Steigerung von 2,4 % gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum entspricht. Besonders bemerkenswert war der Anstieg im Containerumschlag, der um 8,6 % in Tonnen und 6 % (3.287.000 TEU) wuchs.

Zum Vergleich: Der Hafen von Rotterdam, der größte Hafen Europas, schlug im gleichen Zeitraum rund 220 Millionen Tonnen um, während der Hafen von Hamburg, ein weiterer bedeutender europäischer Hafen, 19 Millionen Tonnen umschlug.

Synergien nutzen: Die Stärken der beiden Standorte

Die beiden Häfen ergänzen sich hervorragend durch ihre unterschiedlichen Spezialisierungen. Antwerpen, an der Schelde gelegen, ist ein führender Standort für den Containerumschlag sowie den Umgang mit Flüssiggütern, insbesondere Basischemikalien. Diese Spezialisierung ist eng mit Europas größtem Chemiecluster im Hafengebiet verbunden, wo namhafte Unternehmen wie BASF, Bayer und Henkel produzieren.

Zeebrugge hingegen befindet sich 100 km von Antwerpen entfernt und liegt direkt an der Nordseeküste. Dieser Hafen ist führend in der Abfertigung von Kreuzfahrtschiffen und RoRo-Fähren. Außerdem ist Zeebrugge mit einem hohen Flüssiggasaufkommen verbunden und nimmt an großen Wasserstoffanlagenprojekten teil.

Wachstum trotz Brexit und wirtschaftlicher Unsicherheiten

Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten und des Brexits hat der Hafen von Zeebrugge traditionell den größten Teil des RoRo-Verkehrs mit britischen Häfen betrieben. Trotz der mit dem Brexit und der Coronapandemie verbundenen Ungewissheiten war es dem Hafen nicht nur möglich, seinen Umschlag zu halten, sondern ihn sogar zu erweitern. Da viele Lkw-Fahrer den Weg durch Großbritannien vermeiden möchten, ist der Direktverkehr mit Irland deutlich gestiegen.

Wegweisende Technologien für eine grünere Zukunft

Der Hafen von Antwerpen-Brügge setzt auf modernste Technologien, um seine Effizienz zu steigern und seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen:

  • Smart Cameras: Der Hafen von Antwerpen wird rund um die Uhr von 460 intelligenten Kamerasüberwacht. Diese Kameras können dank künstlicher Intelligenz Objekte wie Schiffe erkennen und unterstützen das Hafenmanagement bei der Vorfall- und Liegeplatzverwaltung. Die Aufnahmen können zudem mit Sicherheitsdiensten geteilt werden.
  • Smart Sensors: Der Hafen nutzt eine Vielzahl von Sensoren, um den Betrieb aus der Ferne zu steuern und die Automatisierung des Hafens zu erhöhen. Sensoren überwachen die Wasserqualität in den Docks und verlängern die Lebensdauer von Asphalt. 3D-Sonar-Sensoren ermöglichen darüber hinaus das autonome Navigieren von Schiffen, während sog. iNoses schädliche Gase im Hafen identifizieren.
  • Open Innovation Platform: Der Hafen dient als offene Plattform für Forschung und Entwicklung. Durch die Zusammenarbeit mit Start-ups, Scale-ups, Acceleratoren, Investmentfonds, Regierungs- und Wissensinstitutionen schafft der Hafen ein starkes Ökosystem, das Innovationen unterstützt und beschleunigt. Der Hafen wird als Testgelände genutzt, wo Ideen und Projekte sicher in einer realen industriellen Umgebung getestet werden können.
  • Hydrotug 1 – das erste wasserstoffbetriebene Schlepperboot: In Zusammenarbeit mit CMB.TECH hat der Hafen von Antwerpen-Brügge den weltweit ersten wasserstoffbetriebenen Schlepper, den Hydrotug 1, entwickelt. Dieses innovative Boot verfügt über zwei dual-fuel BeHydro-Motoren, die sowohl mit Wasserstoff als auch mit traditionellem Treibstoff betrieben werden können. Der Hydrotug 1 ist ein integraler Bestandteil des grünen Flottenprogramms des Hafens und ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu einem klimaneutralen Hafen bis 2050.

Nachhaltigkeitsstrategien: Auf dem Weg zu einem klimaneutralen Hafen

Nachhaltigkeit steht im Zentrum der Strategie des Hafens von Antwerpen-Brügge, der es sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2050 klimaneutral zu werden:

  • Erneuerbare Energien:Der Hafen investiert stark in erneuerbare Energiequellen wie Windkraft und Solarenergie. Im Antwerp Euroterminal (AET) werden LED-Beleuchtung, Solarpaneele und Regenwassernutzung eingesetzt, um den Energieverbrauch zu senken. Durch das EU-finanzierte PIONEERS-Projekt nutzt der Hafen außerdem Batteriespeicher, um eine stabile und nachhaltige Energieversorgung zu gewährleisten.
  • Integration von Nachhaltigkeit in den Betrieb:Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie des Hafens. Dies umfasst Maßnahmen zur Verbesserung der Luft-, Wasser- und Bodenqualität im Hafengebiet sowie Initiativen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und des Umweltschutzes. Dabei überwacht der Hafen die Luftqualität mithilfe eines Netzwerks von Sensoren, sog. iNoses, und führt Maßnahmen zur Sanierung von Boden- und Grundwasserkontamination durch. Zudem werden innovative Behandlungstechniken für Schadstoffe wie PFAS eingesetzt, um die Umweltauswirkungen weiter zu minimieren.
  • Innovative Projekte und Technologien:Der Hafen setzt auf innovative Technologien wie CO2-Abscheidung und -Wiederverwendung (CCU), die Entwicklung von Wasserstoff-Infrastruktur und die Förderung der Nutzung von Landstrom für Schiffe, um die Umweltbelastung zu reduzieren und den Übergang zu einer grünen Wirtschaft zu unterstützen.

Straßenverkehr als Rückgrat der Feinverteilung

Die Straßenverkehrsanbindung des Hafens von Antwerpen-Brügge ist hervorragend, was ihn besonders attraktiv für die Feinverteilung von Gütern in Zentraleuropa macht. Mit direkten Autobahnverbindungen erreichen Lkw aus Antwerpen innerhalb weniger Stunden wichtige Wirtschaftszentren in Deutschland, Frankreich und den Benelux-Ländern. Diese geografische Nähe und die gut ausgebaute Infrastruktur ermöglichen es, Güter schnell und flexibel zu transportieren, was insbesondere in dynamischen Logistikumgebungen von unschätzbarem Vorteil ist.

Effizienz und Flexibilität durch Straßentransporte

Straßenfracht bietet für Unternehmen, die den Hafen von Antwerpen-Brügge nutzen, erhebliche Vorteile. Sie ermöglicht einen reibungslosen Hafenvorlauf und Hafennachlauf, indem sie Transporte direkt von der Produktionsstätte oder dem Endziel zum Hafen und zurück gewährleistet. Dies ist besonders relevant für E-Commerce-Anbieter und Unternehmen, die Just-in-Time-Logistik betreiben.

Saloodo! – Eine intelligente Lösung für den Hafen von Antwerpen-Brügge

Mit der Hafenlogistik eng verbunden ist auch Saloodo! als eine ideale Lösung, um den Hafenvor- und -nachlauf zu optimieren. Als Carrier Management Portal für DHL stellt die Plattform eine effiziente und flexible Möglichkeit dar, Straßentransporte zu organisieren, die sich nahtlos in die komplexen Lieferketten einfügen. Als Frachtführer oder Spediteur profitieren Sie von einem exklusiven Zugang zu den Transportaufträgen von DHL.

Autorin:

Janine Wolff
Janine ist Betriebswirtin und Designfan, lebt Ihre Leidenschaft fürs Bloggen und schreibt für Saloodo! spannende Artikel über die Welt der Logistik und Digitalisierung.

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