Dass Polizisten bei LKW-Kontrollen Verstöße feststellen, ist in einer Weltregion mit einem so hohen Transportverkehrsaufkommen wie Europa Usus. Jedoch innerhalb eines wenige Stunden dauernden Aktionstages bei 53 kontrollierten LKW 101 Verstöße allein gegen die wöchentlichen Ruhezeiten festzustellen, das ist schon bemerkenswert – so geschehen im Sommer 2022 in Belgien.
Routiniertere Leser dürften sich vorstellen könnten, wie es bei dieser Aktion zuging und wie sich die ertappten Trucker fühlten. Neulinge in der Branche kennen das Gefühl vielleicht noch nicht, wenn BAG oder eine ähnliche Organisation mit der Kelle wedelt oder das „Bitte folgen“-Schild aufleuchtet. Das ist jedoch kein Problem – denn das Wichtigste, was man nun zeigen muss, sind allgemeingültige Höflichkeitsregeln. Und die gelten in allen europäischen Nationen und über die Grenzen des Staatenbundes hinaus.
1. Nicht ertappt fühlen
Jede Form von Polizeikontrolle macht nervös: „Habe ich auch wirklich alles richtig gemacht?“ schießt einem dann unweigerlich durch den Kopf. Doch solange man sich keiner Verstöße bewusst ist, gibt es wirklich keinen Grund zur Sorge. Es geht nicht um Schikane oder darum, „mit Gewalt“ irgendwelche Verstöße zu finden.
Solche Kontrollen werden angesetzt, weil es einfach zu oft LKW und kleinere Transporter sind, die maßgeblich an Unfällen beteiligt sind – weil irgendwas nicht regelkonform ablief. Kontrollen sind also nur eine Form von prophylaktischer Schutzmaßnahme.
Schon deshalb gilt: Bitte unbedingt cool bleiben.
Weiterhin sei jedem Fahrer angeraten, all seine Unterlagen in einer gut sortierten Mappe mitzuführen. Die unterschiedlichsten Begleitpapiere langwierig suchen zu müssen, zieht nicht nur die Kontrolle in die Länge, sondern fördert erfahrungsgemäß die eigene Nervosität.
2. Bereitschaft signalisieren und folgen
Nicht bei jeder Polizeikontrolle wird man komfortabel auf den nächsten Rastplatz oder an einen anderen geeigneten Ort dirigiert. Insbesondere, wenn sich die Beamten im Fahrzeug vor einen setzen, sollte die Aufforderung deshalb bestätigt werden – ein kurzes Signal mit dem Warnblinker bietet sich dafür an.
Jedoch: Bitte jetzt nicht hektisch versuchen, noch irgendwelche Verstöße rasch zu beseitigen. Wer etwa nicht angeschnallt war, sollte es jetzt nicht versuchen. Wahrscheinlich haben die Beamten es schon beim Überholen bemerkt oder registrieren es, wenn der LKW durch die Versuche, sich bei Autobahntempo anzuschnallen, ins leichte Schlingern gerät.
Jedoch sollten Fahrer unbedingt angeschnallt bleiben, nach dem Anhalten das Seitenfenster herablassen und die Hände so positionieren, dass die Beamten sie sehen können – letzteres gilt insbesondere im Ausland. Erst auf Aufforderung sollte man die Tür öffnen und aussteigen. Nicht zuletzt aufgrund von terroristischen Aktivitäten sind selbst in Europa diesbezüglich viele Polizisten äußerst vorsichtig geworden.
3. Etwaige Verständigungsprobleme sofort anmerken
Wenn ausländische Polizisten einen Truck mit gut sichtbaren „D“-Kennzeichen anhalten, vermuten sie natürlich, nicht in ihrer Muttersprache angesprochen zu werden. Dennoch: Insbesondere Fahrer, die des Englischen nicht sonderlich mächtig sind, sollten gleich nach einer höflichen Begrüßung damit herausrücken.
Zumindest die beiden obligatorischen Sätze
- „I am German, my English is not so good” (zu Deutsch: Ich bin Deutscher, mein Englisch ist nicht so gut) und
- “I would like to have an Interpreter” (zu Deutsch: Ich möchte einen Dolmetscher haben)
sollte wirklich jeder Trucker beherrschen – egal wie „deutsch“ sein Englisch klingen mag. Das mit dem Interpreter, also einem Dolmetscher, wird spätestens dann relevant, wenn es um Verstöße geht. Ganz einfach: Wenn man nicht versteht, was man falsch gemacht haben soll und/oder welche Konsequenzen es hat, sollte man als Fahrer auf einen Dolmetscher bestehen.
Dadurch wird die Kontrolle zwar länger, aber wenn es um Bußgelder und Schlimmeres geht, sollten keine Fragen mehr offenbleiben, die lediglich an sprachlichen Verständigungsproblemen hängen.
4. Niemals unwirsch oder gar ausfallend werden
Wohl jeder Fahrer hat heute einen ziemlich eng getakteten Zeitplan. Eine Polizeikontrolle kommt darin wahrscheinlich nicht vor und ist zudem kein Ersatz für eine Pause.
Doch erneut gilt: Die Polizeibeamten können nichts dafür, sondern führen nur Anweisungen ihrer Vorgesetzten durch. Natürlich gibt es Kontrolleure, die es wirklich übergenau nehmen, doch selbst solche Personen sind kein Grund, sich sichtlich ungehalten zu benehmen.
Das gilt insbesondere für das Sprachliche. Vielleicht mag man zwar tatsächlich auf einem Rastplatz hinter Warschau stehen und die beiden Polizisten tragen polnische Polizeiuniformen. Wer deshalb jedoch glaubt, er könne ungestraft und unbemerkt auf Deutsch freche Antworten oder Schlimmeres entgegnen, kann mitunter richtig viel Pech haben. Selbst, wenn man die europäische Freizügigkeit völlig ausklammert, sind gerade routinierte LKW-Kontrolleure meist wenigstens grundlegend in den Sprachen ihrer typischen „Zielgruppenmitglieder“ bewandert.
Erneut gilt deshalb die Bitte nach Höflichkeit. Ruhig bleiben, nötigenfalls die berühmte „Faust in der Tasche“ machen. Alles andere kann die Kontrolle verlängern, kann zusätzliche Probleme heraufbeschwören oder die Beamten veranlassen, eine oberflächliche Überprüfung der Lenkzeiten und Ladungssicherung zu einer akribischen Detailuntersuchung auszudehnen – womit der Fahrer sich einen Bärendienst erwiesen hätte.
5. Ehrlich antworten und vorzeigen
Eigentlich wären für die Ladung zwölf Spanngurte erforderlich. Weil einer jedoch verschlissen war und keine Zeit blieb, sind es nun bloß elf. Natürlich, das ist ohne jegliche Ausrede ein Verstoß. Allerdings steht wirklich nirgendwo geschrieben, ein Fahrer müsse von sich aus auf diesen Zustand hinweisen.
Die EU und viele andere Rechtsstaaten kennen den Grundsatz, wonach jeder das Recht hat, sich nicht selbst belasten zu müssen – sinngemäß zusammengefasst. Das heißt:
- Entsprechend der Fragen der Beamten sollte ehrlich geantwortet werden.
- Was die Polizisten sehen möchten, sollte ihnen zugänglich gemacht werden.
Darüber hinaus sollten Fahrer sich jedoch im Zaum halten. Die Beamten sollten die Fragen stellen und selbst herausfinden, ob etwas nicht stimmt. Wenn sie dabei etwas übersehen, dann ist es nicht die Schuld des Fahrers.
Übrigens ist es zumindest in Deutschland gestattet, die Polizeimaßnahmen zu filmen, wenn das, was gesprochen wird, öffentlich ist – sich also beispielsweise an den Fahrer richtet.
Doch was, wenn ein Verstoß festgestellt und -gehalten wird? Dann sollten Fahrer nötigenfalls nur unter protokolliertem Protest zustimmen – wenngleich man einfach davon ausgehen muss, dass es innerhalb der EU immer rechtsstaatlich einwandfrei zugeht und jeder angemerkte Verstoß tatsächlich einer ist.
6. Höflich wegfahren und Firma informieren
Bei manchen Truckern mit Telemetrie im Fahrzeug wird mitunter schon das Handy klingeln, wenn die „unplanmäßige Pause“ begonnen hat. In solchen Fällen sollte jedoch der Anruf eher weggedrückt werden – da hat die Kontrolle tatsächlich Vorrang.
Wenn man sich jedoch ähnlich höflich von den Beamten verabschiedet hat, wie man sich die ganze Kontrolle über verhalten hat, sollte es obligatorisch sein, den Disponenten zu verständigen. Immerhin können Kontrollen durchaus eine Stunde und länger benötigen. Solche Verzögerungen sollten nicht dem Fahrer zur Last gelegt werden. Ergo muss das Unternehmen wissen, was los war.