Preise im europäischen Straßentransport steigen im 1. Quartal 2021

Die Durchschnittspreise im europäischen Straßengüterverkehr sind im 1. Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent gestiegen. Das geht aus einer Studie des Marktforschungsunternehmens Transport Intelligence (TI) hervor. Im Vergleich zum letzten Quartal 2020 stieg die Durchschnittsrate um 0,5 Prozent.

In ihrem „Road Freight Rate Development Benchmark“ ermittelten die Analysten von TI, dass die durchschnittliche europäische Streckenrate in den ersten drei Monaten des Jahres bei 1118 Euro lag. Der in dem Bericht verwendete Preisindex wird auf der Grundlage von rund 250 Millionen Preisen und Raten in Europa berechnet.

Demnach stiegen die Preise trotz der ausbleibenden wirtschaftlichen Erholung in Europa. Die weitere Welle der Coronavirus COVID-19-Pandemie Anfang des Jahres und die damit verbundenen Einschränkungen dämpften die Verbrauchernachfrage in Europa. Der Transportsektor profitierte jedoch von der wachsenden Nachfrage nach europäischen Produkten in China und den Vereinigten Staaten. Darüber hinaus führte die Unterbrechung der Lieferketten zu erheblichen Preissteigerungen in allen Bereichen, einschließlich des Straßengüterverkehrs.

Der durchschnittliche Preis pro Kilometer in Europa lag im 1. Quartal dieses Jahres bei 1,57 € und war damit 0,2 Prozent höher als im letzten Quartal 2020 sowie 0,8 Prozent höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bei der Analyse der wichtigsten europäischen Routen stellten die Experten fest, dass die Raten auf den Hauptrelationen um 0,8 Prozent auf 1,72 €/km sanken, während sie für den Rückweg um 1,3 Prozent auf 1,42 €/km stiegen. Die Daten belegen, so die Experten, dass sich die Wirtschaft von der Pandemiekrise erhole. Darauf deute die größere Nachfrage nach Rücktransporten hin – auf dem Höhepunkt der Pandemie war dies nicht der Fall, viele LKW fuhren damals leer zurück.

Supply Chain Störungen durch Brexit

Im ersten Quartal dieses Jahres waren auch die Auswirkungen des Brexits deutlich zu spüren. Neue Bedingungen an der UK/EU-Grenze ließen die britischen Exporte in die EU im Januar im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent sinken (laut dem britischen Statistikamt ONS); auch die Importe vom Kontinent auf die Insel gingen um fast 29 Prozent zurück.LKW auf einer Straße mit Sonnenuntergang im Hintergrund Neue bürokratische Anforderungen, Zollabfertigung an der Grenze, restriktive Maßnahmen gegen COVID-19 und Staus an der Grenze haben viele Transportunternehmen dazu veranlasst, Transport nach Großbritannien aufzugeben. Und die reduzierte Verfügbarkeit von Transporten führte zu höheren Raten. Die Raten auf Strecken nach Großbritannien stiegen im Januar-März 2021 um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und sogar um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Laut Studie erhöhten Spediteure die Raten jedoch nicht sofort im Januar, sondern erst im Februar und März, als sich der Handel zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Kontinent zu erholen begann. Insgesamt ist dieser jedoch immer noch auf einem niedrigeren Niveau als 2020. Wenn der Handel zwischen UK und EU weiter zunimmt, ist auch mit einem weiteren Anstieg der Raten zu rechnen.

Trendwende auf der Strecke Deutschland – Polen

Auf der Strecke Duisburg-Warschau, die in der Studie als Muster-Strecke genutzt wurde, lag der Durchschnittspreis im 1. Quartal 2021 bei 1,02 €/km, ein Anstieg von 8,0 Prozent gegenüber dem 4. Quartal 2020. Auf dem Rückweg von Warschau hingegen sanken die Preise im letzten Quartal um 4,9 Prozent auf 0,98 €/km. Das erste Quartal dieses Jahres war das erste Mal in der Geschichte, dass die Durchschnittsrate auf der Strecke nach Polen höher war als die von Polen nach Deutschland.

Die Analysten von TI vermuten, dass dies an den sehr restriktiven COVID-19-Regelungen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen liegen könnte, die seinerzeit die Nachfrage nach Produkten und damit auch nach Transportleistungen dämpften. Außerdem, so erklären sie, blieb das Konsumniveau in Polen hoch, und da 40 Prozent der polnischen Importe aus Deutschland Konsumgüter sind, förderte dies die Importe von jenseits der Oder. Obwohl die Importe von Halbfertigprodukten und Rohstoffen aus Polen für die boomende deutsche Industrie wichtig sind, kippten die Pandemie-Restriktionen und die höhere Konsumnachfrage in Polen das Gleichgewicht zugunsten Polens. width=

Deutliche Preissteigerungen gab es auch auf der Strecke Duisburg-Prag. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr betrug hier 9,8 Prozent und gegenüber dem Vorquartal 8,0 Prozent. Der Zeitraum zwischen Januar und März 2021 war der erste in der Geschichte, in dem der Durchschnittspreis auf dieser Strecke über 1000 Euro lag. Auch hier lag der Hauptgrund für die Steigerungen in der hohen Verbrauchernachfrage nach deutschen Produkten in Tschechien.

Preissenkungen zwischen Frankreich und Deutschland

Am anderen Ende der Skala steht die Route, die die Industrieregionen Deutschlands und Frankreichs verbindet. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Raten zwischen Duisburg und Lille um 2,9 Prozent und auf dem Rückweg nach Deutschland um 4 Prozent. TI führt den Rückgang auf die strengen Pandemie-Restriktionen in beiden Ländern und die Probleme der französischen Industrie zurück, die sich nur langsam von dem pandemiebedingten Einbruch erholt. Hinzu kommt, dass der Handel zwischen den beiden Gebieten traditionell vor allem Autoteile umfasst, und dieses Segment hat unter der Pandemie stark gelitten.

Hohe Preissteigerungen gab es dagegen auf der Strecke Madrid-Paris. Die Raten in Richtung Frankreich stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 7,3 Prozent und im Vergleich zu Q4 2020 um fast 8,0 Prozent, was auf die pandemiebedingten Einschränkungen auf französischer Seite und den strengen Winter auf der Iberischen Halbinsel zurückzuführen ist, der den Transport erschwerte.

Insgesamt gehen die Analysten von TI in ihrer Prognose der Straßentransportraten davon aus, dass bis Ende 2021 die durchschnittliche Frachtrate in Europa zwischen 1087 € und sogar 1155 € liegen könnte. Das wären Steigerungen von 2,5 Prozent bzw. 9,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Kilometertarif könnte demnach zwischen 1,6 € und sogar 1,7 € liegen.

Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie

  1. Die steigende Nachfrage aus anderen Regionen begünstigt die innereuropäischen Lieferketten des verarbeitenden Gewerbes und gibt der Nachfrage einen gewissen Auftrieb.
  2. Steigende Dieselpreise und ein Mangel an europäischen Fahrern könnten in den kommenden Monaten einen größeren Einfluss auf die Preisdynamik haben.
  3. Mit einem Anstieg der Frachtraten im Cross-Channel-Verkehr um 1,3 % gegenüber dem Vorquartal bzw. 5,0 % gegenüber dem Vorjahr dürfte der Druck in den kommenden Monaten weiter zunehmen.
  4. Die Raten von Duisburg-Prag (1,42 €/km) stiegen um 9,8 % im Jahresvergleich bzw. 8,0 % im Quartalsvergleich. Dies ist das erste Mal, dass die Quartalsraten auf dieser Strecke über 1000 € liegen.
Bild von Daniel Mahnken, Leiter Unternehmenskommunikation bei Saloodo!

Autorin:

Daniel Mahnken
Daniel Mahnken ist Senior Corporate Communications Manager bei Saloodo!. Als gelernter Journalist liegt ihm das Schreiben quasi im Blut. Nach seinem Sportpublizistik-Studium wollte er eigentlich Germany’s Next Sport-Kommentator werden, doch dann entdeckte er die Logistik und kommt seitdem nicht mehr davon los.

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