Digitale Logistik: Wie Gaming und Virtual Reality moderne Logistikzentren beeinflussen können

Geschäftsmann mit Virtual Reality Brille, der ein Logistik Lager beobachtet
Ein Logistikzentrum ist in jeglicher Hinsicht eine hochkomplexe Maschine mit zigtausenden Einzelteilen – und alle müssen jeden Tag trotz extrem wechselhafter Umstände reibungslos funktionieren. Verschiedene Herangehensweisen, die direkt aus Videospielen und Virtual Reality (VR) stammen, sind diesbezüglich längst dabei, die Logistik völlig neu zu definieren. Und das aus gutem Grund. Denn sehr vieles, was in diesem spielerischen Seitenarm der Digitalisierung längst Usus ist, greift in angepasster Form die verschiedenen Herausforderungen des logistischen Business auf und hilft dabei, sie zu bewältigen.

Es gibt nur wenige Arbeitsumgebungen, die von einer derartig hohen Dynamik geprägt sind wie das tägliche Geschäft in einem modernen Logistikzentrum. Lediglich zu den üblichen Stoßzeiten, etwa vor Weihnachten, gelingt es einem solchen Betrieb, sich diesbezüglich selbst zu übertreffen.

Geschäftsmann mit VR-Brille, der das Lagerhaus beobachtet, als Symbol für Gaming und Virtual Reality in der Logistik
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Um eine derartige Dynamik nutzen zu können, gleichen typische Logistikzentren in Sachen Abläufe und Personal einer bestens austarierten Maschine. Doch ähnlich wie bei einer wirklichen Maschine, so kann hier ebenfalls die geringste Störung empfindliche Kaskadeneffekte nach sich ziehen. Bereits ein neuer Mitarbeiter kann durchaus eine solche Störung darstellen, von größeren Eingriffen ganz zu schweigen.

Umgekehrt ist das hochkomplexe Zusammenspiel der verschiedensten Mechanismen im Zentrum Außenstehenden kaum in seiner Gänze näherzubringen. Dazu läuft schlicht zu vieles zeitgleich ab, um es von einem Standpunkt aus erfassen zu können.

Beides ist eine Herausforderung. Denn diese Komplexität in Verbindung mit der angesprochenen Dynamik stellt durchaus eine Fehleranfälligkeit dar, da es selbst leitendem Personal oftmals schwerfällt, alles gleichzeitig zu überblicken. Zudem wird es aus demselben Grund oftmals schwierig, Personal im laufenden Betrieb behutsam und sorgfältig in seinen neuen Arbeitsplatz zu integrieren – ohne die restlichen Abläufe zu stören, aber auch ohne den Neuankömmling durch „Learning by doing“ alleinzulassen.

Ganz ähnlich wie die Digitalisierung an anderen Stellen unseres Business verschiedene Herausforderungen deutlich vermindern kann, so verhält es sich ebenso bei einer „spielerischen“ Variante digitaler Technik in Form von Gaming und Virtual Reality. Beide Techniken haben unter anderem in Form sogenannter Gamification das Zeug dazu, in sehr vielen Logistikzentren typische Problemzonen und Fehlerquellen adäquat anzusprechen – und gleichzeitig eine ständig wichtiger werdende Personalressource noch dazu.

Grundannahme: Warum die Gaming-Industrie ein so hervorragendes Vorbild ist

Zwei Frauen, die in der Gaming Industrie arbeiten und auf einen Bildschirm schauen
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Wer nicht tiefer in der Materie steckt, der könnte annehmen, zwischen Logistik und Gaming gäbe es nur eine Schnittmenge: Die marktwirtschaftliche Ausrichtung samt Wunsch, möglichst hohe Gewinne zu erwirtschaften. In der Tat ist das eine Schnittmenge – beileibe jedoch nicht die einzige. Tatsächlich kann Gaming auf mehrere Arten Vorbild sein.

Fangen wir beim wohl wichtigsten Punkt an: Gaming gehört nach wie vor zu denjenigen digitalen Sparten, die am besten als „Reagenzgläser“ geeignet sind. Von allen möglichen digitalen Anwendungen ist es in Spielen und spieleartigen Umfeldern verhältnismäßig einfach (und kostengünstig) möglich, neue Techniken, Herangehensweisen und Ähnliches auszuprobieren. Seit den ersten Spielekonsolen, die kaum mehr als zwei Striche und einen sich bewegenden Punkt als Tennisschläger und Ball darstellen konnten, wurde die Gaming-Industrie deshalb immer wieder zum Testgebiet für Neues, bevor es in anderen Bereichen genutzt wurde.

Weiter wollen andere Punkte beachtet werden, durch die Gaming insgesamt brillieren kann:

  1. Es handelt sich hierbei um eine der wichtigsten Schnittmengen verschiedenster heterogener Bevölkerungsgruppen. Wir haben längst einen Punkt erreicht, an dem Videospiele ein weitgehend altersloses und alle sozialen Schichten überwindendes Phänomen sind. Tatsächlich boomt dieses Business so sehr, dass selbst etablierte analoge Häuser den Umstieg wagen – selbst das bekannte „Sands“-Casino in Las Vegas möchte sich künftig stärker auf den Online-Markt konzentrieren, und hier insbesondere B2B-Lösungen für Drittunternehmer offerieren. Der völlig richtige Grundgedanke: Gaming ist längst marktwirtschaftlich zu bedeutend, um es zu ignorieren, kann sogar noch größere Umsätze ermöglichen als jede konventionelle Herangehensweise.
  2. Insbesondere moderne Videospiele sind von einer enormen Komplexität geprägt, was die vom Spieler zu bewältigenden Aufgaben, Gedankengänge, Reaktionen und dementsprechende Handlungsweisen beinhaltet. Gleichsam müssen Spiele in ihren Grundelementen jedoch immer selbst von absoluten Neulingen zu bewältigen sein. Dies führte bei den Entwicklern zu einer extrem lösungsorientierten Denkweise. Durch sie können selbst völlige Laien innerhalb kürzester Zeit sogar hochkomplexe Spiele beherrschen lernen – selbst, wenn danach noch weitere Lernkurven zu überwinden sind, um das Spiel ansprechend und spannend zu halten.
  3. Videospiele im Allgemeinen sowie videospielerische Herangehensweisen in anderen Bereichen können erwiesenermaßen einige sehr positive Effekte hervorrufen, die ihrerseits Schlüsselkompetenzen vermitteln bzw. verbessern. Darunter ein Schulen der Sensomotorik (beispielsweise Reaktionsschnelligkeit oder Hand-Augen-Koordination), Stressresistenz und Problemlösungskompetenz. Diese Lerneffekte sind zudem losgelöst vom Alter der Spielenden.

 

Last but not least haben Spiele einen weiteren, immens wichtigen Vorteil: Sie können mittlerweile äußerst realistische Umgebungen erschaffen (ganz besonders in Verbindung mit Virtual-Reality-Brillen). Umgebungen, die so realistisch sind, dass sie bereits nach kürzester Zeit vom Gehirn nicht mehr als „künstlich“ wahrgenommen werden. Das beste Beispiel hierfür dürften Flugsimulatoren sein. Sie werden schon seit vielen Jahren als perfekte Ergänzung für echte Flugstunden herangezogen – da nicht nur günstiger, sondern mittlerweile extrem realistisch.

Tatsächlich hat der Realismus in diesem Feld neuerdings einen Grad erreicht, an dem die Entwickler „herkömmlicher“ Flugsimulatoren bereits offen über eine Zusammenarbeit mit Flugschulen und Luftfahrtbehörden nachdenken. Dies soll unter anderem den Einstieg attraktiver und günstiger machen und so einen seit Jahren bestehenden Personalmangel verringern.

Zudem gibt es diesbezüglich noch einen weiteren Vorteil der Gaming-Industrie: Die von ihr erschaffenen Welten sind extrem wandlungsfähig. Neue Level, neue Umgebungsbedingungen, neue Fähigkeiten sind für einen Bruchteil der Kosten und des Zeitaufwandes machbar, die bei einer echten Umstellung analoger Umgebungen anfielen. An diesem Punkt erkennen Findige bereits, welchen Impakt dies für die Logistik haben kann.

Die oft verkannten Schnittmengen zwischen Logistik und Gaming

Ein Mann sitzt in einem Virtual Reality Autosimulator
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Wenn die wirklich Großen einer Branche etwas tun, ganz besonders dann, wenn es etwas vergleichsweise Revolutionäres ist, dann gebietet schon die Vernunft, dieses Handeln aufmerksam zu betrachten und zu analysieren.

Diesbezüglich haben sich bereits verschiedene Logistik-Größen in jüngster Zeit damit hervorgetan, virtuelle Zentren zu erschaffen. Deren Ziel ist es, auf geradezu spielerische Art und Weise moderne Logistikzentren erlebbar zu machen. Natürlich machen derartige Unternehmen das nicht ohne Grund; eine solche Gamification hat aufgrund der Schnittmengen zwischen Spiel- und Logistikwelt tatsächlich sehr viel Sinn:

  • Beides sind jeweils hochkomplexe Welten, die dennoch für jeden Einzelnen weitgehend und niedrigschwellig erfassbar sein müssen.
  • Bei beidem gibt es oftmals repetitive Aufgabenstellungen, die dennoch für die Spieler bzw. Mitarbeiter anregend gestaltet werden müssen, damit keine Langeweile aufkommt.
  • Game und Arbeit profitieren beide davon, wenn die Teilnehmer sich regelrecht darin verlieren können – positiv gesprochen.
  • Beide profitieren von Motivatoren, die das Belohnungssystem ansprechen. Bei Spielen gelingt dies jedoch deutlich einfacher als in der Logistik.

 

Allerdings muss hier der Ehrlichkeit halber eines festgestellt werden: So sehr es diese Schnittmengen zwar gibt, so sehr profitiert jedoch die Logistik deutlich stärker von einer Gamification als es umgekehrt der Fall wäre.

Gaming und Virtual Reality in der Logistik: Gründe und Umsetzungsmöglichkeiten

Automatisierter Roboter mit Virtual Reality Elementen, der durch ein Logistik Hochregallager fährt
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Die Unternehmen, die derartige virtuelle Logistikzentren erschaffen, machen dies vornehmlich, um einen (echten) Standort mit Hilfe von VR-Brillen mit einem maximal hohen Realismusgrad virtuell erleben zu können – mit Schulungen, Kundendemonstrationen und Planung als besondere Nutznießer.

Tatsächlich sind damit bereits drei äußerst wichtige Kernbereiche definiert. Also die Planung von nahezu beliebigen Szenarien, das Schulen von Personen sowie ein äußerst realitätsnahes Präsentieren für Laien ebenso wie für Fachleute. Allerdings handelt es sich hierbei strenggenommen nur um Oberbegriffe. In der Praxis gibt es ein breiteres Feld von Gründen und Umsetzungsmöglichkeiten für eine spielerischere, virtuellere Herangehensweise an das Logistikzentrum von heute und morgen.

Moderne Personalbeschaffung: Humanressource Gamer

Videospiele existieren seit den 1970er Jahren. Bereits in den 1980ern waren sie zu einem bestimmenden Faktor in westlichen Jugendzimmern geworden – um in den 1990ern völlig unverzichtbar zu werden. Selbst bei Kindern und Jugendlichen, die nicht ausgesprochen digitalisiert waren.

Diesbezüglich gilt für die Personalbeschaffung der 20er Jahre eine simple Tatsache: Ein Großteil aller Personen, die als Arbeitskräfte interessant sind, wuchsen in einem zutiefst spielerisch gestalteten digitalen Umfeld auf.

  • Die Generation der Xennials, eine Micro-Generation zwischen Generation X und Millennials (Geburtszeitraum zwischen 1977 und 1983),
  • die Generation Y bzw. Millennials (Geburtszeitraum ca. 1981 bis 1996) und
  • die Generation Z bzw. Zoomer (Geburtszeitraum ca. 1997 bis 2010).

 

All diese Menschen kamen seit ihrer frühesten Jugend zu einem erheblichen Teil mit Videospielen in Kontakt. Je jünger sie heute sind, desto stärker war der Entwicklungsgrad und somit Realismus dieser Spiele und somit der generische Lern- beziehungsweise Erziehungseffekt.

Zudem müssen sich Personaler bereits auf die Nachfolger in Form der Generation Alpha (Geburtsjahrgänge ab 2011) gefasst machen. Diese wird bereits in der zweiten Hälfte der 20er auf den Ausbildungsmarkt drängen.

Diese Menschen wurden und werden während ihrer wichtigen kindlichen und jugendlichen Prägungsphase stark von digital-spielerischen Komponenten geformt. Dementsprechend können sie sich häufig nicht nur leichter in einer derartigen Umgebung zurechtfinden, sondern darin effektiver agieren als Angehörige von Generationen, die erst im Jungerwachsenenleben mit Videospielen konfrontiert wurden.

Vereinfachtes Lernen und Trainieren ohne Störungen des Betriebs

Wie integriert man auf analoge Weise beispielsweise einen neu eingestellten Picker? Typischerweise, indem man ihm einen erfahrenen Kommissionierer zur Seite stellt, damit der Neuankömmling über einige Tage hinweg die Arbeitsabläufe kennenlernt.

Virtual Reality Darstellung eines Logistik Lagers
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Doch was ist der zwangsläufige Nebeneffekt einer solchen Vorgehensweise? Der routinierte Picker wird, selbst wenn der Neuling rasche Lernerfolge zeigt, unweigerlich in seiner Effektivität gehemmt.

  • Tempo,
  • Arbeitsrhythmus,
  • normalerweise kein großes Nachdenken erfordernde Handlungen

 

werden mit einem derartigen „Anhängsel“ zwangsläufig verzögert. Das wäre selbst dann der Fall, wenn der neue Mitarbeiter ebenfalls ein erfahrener Kommissionierer wäre, der jedoch noch die Abläufe bei seinem vorherigen Arbeitgeber verinnerlicht hat – in einem solchen Fall wäre die Auswirkung sogar noch dramatischer. Schließlich ist es deutlich einfacher, einer Person völlig neue Themen beizubringen, als bestehendes Wissen abzuändern.

Hier brilliert vor allem eine virtuelle Logistikumgebung auf besondere Weise. Ganz gleich ob es sich um absolute Neulinge im Beruf handelt oder um Mitarbeiter aus anderen Unternehmen und Bereichen: Mit einer auf VR gestützten Umgebung können diese alle relevanten Tätigkeiten (übrigens jede Tätigkeit im Logistikzentrum) erlernen, ohne dazu anderes Personal zu benötigen oder sogar nur die eigentliche Arbeitsumgebung.

Tatsächlich genügt es, diese Menschen in gesonderten Räumlichkeiten trainieren zu lassen. Ist das VR-Programm entsprechend realitätsnah gestaltet (das heißt 1:1 dem realen Objekt nachempfunden), dann ist der Lerneffekt derselbe, als würde der Neuling zwischen echten Regalen agieren.

Übrigens: Auf dieselbe Art und Weise können die bestehenden Mitarbeiter mit tiefgreifenden Umstrukturierungen vertraut gemacht werden. Dadurch lässt sich beispielsweise nach einer Hallen-Neuorganisation oder einem Betriebsumzug schnell wieder die gewohnte Reibungslosigkeit herstellen.

Belohnungssystem für repetitive Arbeiten

Einige Arbeiten im Logistikzentrum sind weder körperlich noch geistig (bei entsprechender Routine) sonderlich anspruchsvoll. Dennoch können sie überaus zehrend sein, weil sie so repetitiv sind.

Vektorgrafik des Gamification Ansatzes. Symbolbild für den Artikel Digitale Logistik: Wie Gaming und virtual Reality moderne Logistikzentren beeinflussen können
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Diesbezüglich macht unter anderem Amazon vor, was dank Gamification möglich ist. In seinen US-Logistikzentren nutzt der E-Commerce-Gigant bereits seit einiger Zeit videospielerische Komponenten, um Arbeiten spielerischer und somit unterhaltsamer zu machen. Beispielsweise werden die Steuerungsoberflächen für Roboter so gestaltet, als handle es sich um Videospielumgebungen. Zudem können die genutzten Programme verschiedene virtuelle Belohnungen (etwa Punkte) für schnelles und richtiges Arbeiten verteilen.

Frei von Kritik ist eine derartige Gamification allerdings nicht. Kritiker sehen darin den Versuch, die Produktivität zu steigern, ohne dass dies den Mitarbeitern bewusst sei. Allerdings gibt der Erfolg dieser Gamification recht – nicht nur Amazon geht in Logistikzentren derart vor. Tatsächlich ist der Anwendungsbereich nicht einmal auf die Logistik beschränkt, viele andere Unternehmen handeln ebenfalls so.

Möglichkeiten zur Digitalisierung unterhalb vollautonomer Robotik

Wir leben in einer Zeit, in der die Robotik in der Realität so weit fortgeschritten ist, wie es in früheren Zeiten nur in Filmen möglich war. Natürlich gibt es dementsprechend bereits eine erkleckliche Zahl tatsächlich vollautonom agierender Roboter für den Einsatz in der Logistik. Das heißt also, diese Geräte arbeiten (beispielsweise kommissionieren) gänzlich ohne menschliche Interaktion im täglichen Betrieb.

Roboter belädt selbstfahrenden Roboter im Logistik Lager
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Doch so sehr autonome Roboter in der Branche gefeiert werden, so sehr Fachmagazine diese immer wieder anpreisen und dafür sehr große Logistiker als Beispiel heranziehen, so sehr lässt sich doch eine Tatsache feststellen: Zu Beginn der 2020er sind solche „echten“ Roboter einerseits nach wie vor extrem teuer und deshalb andererseits längst nicht so weit verbreitet, wie manche es annehmen.

Außerdem benötigen selbst Autonome Mobile Roboter (AMR) dennoch häufig eine Person, die wenigstens gewisse Arbeitsanweisungen gibt. Je nach genauem Gerät handelt es sich sogar „nur“ um weitgehend fernbediente Roboter.

Allerdings soll dieses „nur“ keinesfalls abwertend klingen. Denn gerade bei solchen Geräten finden sich über den Weg der Gamification sehr gute Möglichkeiten, Robotik in Logistikbetrieben zu integrieren, die aus verschiedenen Gründen keine vollumgängliche AMR-Flotte realisieren können oder möchten. Insbesondere der Einsatz von VR-Brillen ermöglicht es den Bedienern, diese Roboter so zu steuern, als säßen sie selbst an Bord – oder würden gar selbst das Kommissionieren übernehmen.

Sogar, wenn das Personal auf diese Weise nur den eigentlichen Picking-Vorgang menschlich lenkt, während die Fahrwege autonom absolviert werden, so lässt sich auf diese Weise überdies Personal für andere Aufgaben freimachen, da ein Mitarbeiter mehrere Roboter kontrollieren und zwischen ihnen switchen kann.

Prozessoptimierung durch Live-Einblendungen

Unterhalb von Virtual Reality gibt es das Konzept der Augmented Reality (AR). Während bei VR die gesamte Umgebung virtuell aufgebaut ist, wird bei AR nur ein gewisser virtueller Anteil in das Abbild der Realität eingeblendet – denken wir an eine PKW-Frontscheibe, auf die digitale Navigationssymbole eingespiegelt werden.

Derartiges ist im Logistikbetrieb ebenso möglich und gehört hier zu den vielleicht kostengünstigsten Möglichkeiten. Hier manifestiert sich AR meist durch Brillen. Sie können den Mitarbeitern beispielsweise den digital errechnet kürzesten Weg zu einer Ware zeigen – oder etwa Live-Listen für das Picking einblenden, die sogar im Prozess noch aktualisiert werden können.

Nicht zuletzt ist AR ein äußerst sinnvoller Weg, um ältere Mitarbeiter, die von gänzlich virtuellen Umgebungen verunsichert oder überfordert sein könnten, behutsam an den Umgang heranzuführen.

Variable Szenarien zum Thema Sicherheit

Lagerarbeiterin simuliert in einem Gaming Ansatz eine gefährliche Situation
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Was lediglich virtuell vorhanden ist, kann mit nur wenigen Schritten auf dramatische Weise verändert werden – extrem schnell und ausnehmend kostengünstig. Gerade beim Thema Sicherheit im Logistikbetrieb lassen sich deshalb Dinge realitätsnah simulieren, die sich „in echt“ aufgrund ihrer Gefahren nicht machen ließen. Einige Beispiele hierfür:

  • Staplerfahrer können durch realitätsnahe Physikmodelle lernen, wie sich ihr Flurförderfahrzeug unter extremen Fahrbedingungen verhält. Beispielsweise wann ein Kippen in Kurven droht.
  • Es könnte für alle Mitarbeiter simuliert werden, wie die Hallen bei einem plötzlichen Stromausfall nur mit Notbeleuchtung aussähen – oder voller Rauch bei einem Brand.
  • Verschiedene andere Gefahrenszenarien können gezeigt werden, um richtiges Verhalten zu trainieren. Beispielsweise hinter einer Kehre liegende Hindernisse, der Bruch einer Palette und Ähnliches.

 

Neurowissenschaftler wissen längst, dass keine mündliche Erklärung, kein Schaubild oder Film einen so hohen Lerneffekt generieren können wie eigenes Erleben. Speziell, was sicherheitsrelevante Verhaltensweisen anbelangt, ist jedoch erst die durch Gaming-Engines mögliche virtuelle Realität dazu in der Lage, dies tatsächlich nahezu wie in der Wirklichkeit zu vermitteln.

Ein kurzer Blick in die Zukunft

Arbeiter mit einem Exoskelett, der eine Palette trägt
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Die Logistik wird insgesamt ein besonders attraktiver Arbeitsplatz für sehr spieleaffine Menschen. Hier hat die Branche große Vorteile, da nur wenige andere Felder so gut Gamification umsetzen können, ohne dazu grundlegende Arbeitsabläufe zu modifizieren. Die Personalnot könnte sich also deutlich lindern – zumal etwa die Robotik bestimmte Aufgaben weniger personalintensiv macht.Gaming und Virtual Reality sind gerade erst dabei, die Logistik in der Breite zu erobern und die dortigen Arbeiten umfassend zu verändern. Doch bereits in naher bis mittelfristiger Zukunft sind sogar die folgenden Abläufe bei mit gleichem Tempo fortschreitender Entwicklung keine Zukunftsmusik mehr:

  • Die Arbeit könnte insgesamt durch eine geschickte Virtualisierung weniger wie Arbeit anmuten. Dadurch lässt sich die Motivation bei allen Mitarbeitern steigen. Außerdem werden Ausfallzeiten und stimmungsbedingte Minderleistungen reduziert.
  • Führungskräften stehen viel mehr Daten zur Verfügung, durch die selbst die hochkomplexen Prozesse der Logistik deutlich transparenter werden. So lassen sich beispielsweise Abläufe identifizieren, die bislang unbemerkt für Verzögerungen oder Fehlerquellen sorgten.
  • Lieferfahrzeuge könnten aus der Distanz gesteuert werden. Zwar wird selbst dann weiterhin ein Fahrer pro Fahrzeug benötigt. Dieser könnte sich jedoch in einem Steuerungszentrum schichtweise mit Kollegen abwechseln. Dadurch würde der Personalmangel deutlich reduziert – besonders auf der Langstrecke.

 

Insbesondere mit dem weiteren Ausbau des 5G-Netzes und dem zukünftigen Internet namens Metaverse ließen sich sogar noch weitere Szenarien gestalten, die heute noch allzu futuristisch anmuten mögen. So könnte beispielsweise ein Kunde selbst ein von ihm bestelltes Produkt mithilfe eines durch ihn gesteuerten Roboters aus dem Regal entnehmen, verpacken und einer Drohne übergeben – die er ebenfalls selbst zu sich lenken könnte.

Speziell, was das Metaverse anbelangt, wäre das nicht weniger als ein überwältigender Sieg der Gamification. Denn damit würde die gesamte virtuelle Welt einen enormen spielerischen Touch bekommen.

Fazit

Gaming, Virtual Reality und Logistikzentren mögen auf den ersten Blick nicht viel miteinander gemeinsam haben. Tatsächlich ist jedoch das Gegenteil der Fall. Zwischen einer verminderten Einarbeitungszeit, einer besseren Leistungsüberwachung und verringerten Risiken für Unfälle und Fehlkommissionierungen handelt es sich um einen Synergieeffekt, dessen Wert kaum zu beziffern ist. Logistik hat noch viele Jahre des Wachstums vor sich. Geradezu spielerische digitale Techniken sind das wirksamste und gleichsam langfristig günstigste Mittel, um alle damit einhergehenden Herausforderungen zu bewältigen.

Bild von Daniel Mahnken, Leiter Unternehmenskommunikation bei Saloodo!

Autorin:

Daniel Mahnken
Daniel Mahnken ist Head of Corporate Communications bei Saloodo!. Als gelernter Journalist liegt ihm das Schreiben quasi im Blut. Nach seinem Sportpublizistik-Studium wollte er eigentlich Germany’s Next Sport-Kommentator werden, doch dann entdeckte er die Logistik und kommt seitdem nicht mehr davon los.

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