Logistik Definition des Begriffes
Das Wort Logistik bedeutet so viel wie โbeherbergen, einquartieren, unterbringenโ und stammt vom franzรถsischen โlogerโ = โlogierenโ ab. Um 1830 wurde es zunรคchst vom Militรคr fรผr die Theorie und Praxis der Nachschub-, Transport- und Versorgungssysteme verwendet. Der franzรถsische Militรคrtheoretiker Antoine-Henri Jomini definierte es in seiner Schrift Zusammenfassung der Kriegskunst (franz. โPrรฉcis de l’Art de la Guerreโ), und leitete โ(l’art) logistiqueโ (dt. โdie Kunst, Truppen einzuquartierenโ) vom franzรถsischen Wort ,logisโ (,Unterkunftโ) ab. Die historische Herleitung des Wortes zeigt den Bezug zum militรคrischen Nachschubwesen auf, dem die Logistik entspringt. Logistik ist von altgriechischen Wort ฮปฮฟฮณฮนฯฯฮนฮบฮฎ (โlogistikฤโ, auf Deutsch: โpraktische Rechenkunstโ) abgeleitet.
Aufgaben der Logistik
Als Zieldefinition hat sich die Seven-Rights-Definition nach Grosvenor E. Plowman (1964) durchgesetzt. Er greift sieben wesentliche Aspekte heraus, die in der Transportlogistik โrichtigโ abzulaufen haben.
Er beschreibt Logistik als das Sichern der Verfรผgbarkeit
- desย richtigenย Gutes,
- in derย richtigenย Menge,
- imย richtigenย Zustand,
- amย richtigenย Ort,
- zurย richtigenย Zeit,
- fรผr denย richtigenย Kunden und
- zu denย richtigenย Kosten.
Einfacher gesagt: In der Logistik sorgen Dienstleister fรผr das Zustellen der Ware im Bestzustand zur vereinbarten Zeit am festgelegten Ort.
Die Kernaufgabe der Logistik besteht darin, dass der Transport, das Lagern, das Bereitstellen und das Beschaffen sowie das Verteilen von Waren funktionieren. Management und Kontrolle sorgen fรผr einen reibungslosen Ablauf. Man spricht hier auch vom sogenannten TUL-Prozess (Transport, Umschlag und Lagerung).
Geschichte der Logistik
Wie bereits beschrieben, hat der Logistik-Begriff seinen Ursprung im Militรคrwesen. Doch die Logistik spielt nicht nur im Militรคr, sondern insgesamt eine grundlegende Rolle in der globalen Entwicklung โ und das seit fast 5.000 Jahren. Seit dem Bau der Pyramiden im alten รgypten, hat die Logistik bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Immer wieder haben geniale logistische Lรถsungen die Grundlage fรผr den รbergang in eine neue historische und wirtschaftliche Epoche geschaffen. Beispiele fรผr diesen grundlegenden Fortschritt sind die Erfindung des Seefrachtcontainers und die Schaffung neuartiger Dienstleistungssysteme im 20. Jahrhunderts. Beide sind heute integraler Bestandteil der Globalisierung.
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Meilensteine der Logistik-Geschichte
Um 2700 v. Chr.: Technik des Materialtransports im Pyramidenbau. Blรถcke aus Stein mit einem Gewicht von mehreren Tonnen wurden transportiert und auf der Baustelle zusammengesetzt. Um die Groรe Pyramide von Gizeh zu bauen, die 146 Meter hoch ist und 6 Millionen Tonnen wiegt, brauchten die รgypter hochentwickelte Materialtransport-Ausrรผstung, um die massiven Bausteine zu bewegen und an ihren Platz zu bringen. Auch heute kรถnnen wir noch immer nicht ganz erklรคren, wie dieses Maร an Prรคzision mit Hilfe der Hebezeuge und Transportmittel.
Um 300 v. Chr.: Revolutionรคre griechische Ruderschiffe. Die neue Grundlage des interkontinentalen Handels. Die revolutionรคre Erfindung der Ruderschiffe schuf die Grundlage fรผr die schnelle Reisen auf hoher See. Diese Erfindung bildete die Grundlage fรผr die Schaffung enormer logistischer Versorgungssysteme, die fรผr mobile Armeelager wichtig waren. Diese logistischen Kapazitรคten nutzte Alexander der Groรe, um mit seinen Truppen, ihren Familien und allen Kriegswaffen auf Feldzรผge zu gehen, die sich bis nach Indien erstreckten.
Um 700 n. Chr: Die Beschaffungslogistik beim Bau der Mezquita Moschee. Die Sรคulen fรผr die Moschee kamen nach Spanien aus allen Teilen des islamischen Reiches. Der Bau der berรผhmten Mezquita Moschee in Cordoba begann im Jahr 756 unter dem Kalifen von Cordoba aus der Umayyaden-Dynastie. Sie gilt als die grรถรte Moschee in Europa. Auรergewรถhnliche Beschaffungslogistik war erforderlich, um die Baustoffe fรผr die Sรคulen nach Spanien zu bringen.
Ca. 1200 n. Chr.: Das internationale โHanseโ-Netzwerk. Zusammenarbeit im Transportwesen und internationalem Seeverkehr. Im Jahr 1188 wurde in Hamburg der Stรผtzpunkt der Hanse an der Nordsee gegrรผndet, um den Seeverkehr sicherer zu machen und die Handelsinteressen im Ausland zu vertreten. Der hanseatische Handel reichte vom Schwarzen Meer bis nach Reval, dem heutigen Tallinn/Estland. Aus heutiger Sicht wies der grenzรผberschreitende Handel der Liga bereits starke รhnlichkeiten mit der Europรคischen Union auf.
Ca. 1500: Fortschrittlicher Postdienst in Europa. Der erste zeitlich genaue Postversanddienst. Aufgrund eines Abkommens mit Philipp von Burgund organisiert Franz von Taxis den ersten Postdienst mit streng festgelegten Laufzeiten. Briefe wurden nach Paris, Gent, Spanien und an den kaiserlichen Hof in Wien gebracht. In Anbetracht der Infrastruktur der Zeit und der politischen Zersplitterung durch eine Vielzahl kleiner Fรผrstentรผmer, erreichte die Post ihr Ziel mit sehr geringer Verzรถgerung.
Um 1800: Entdeckung der neuen Straรentransportmittel und der Eisenbahn. Die praktische Nutzung der Dampfmaschine, die Erfindung von Fahrzeugen, Eisenbahnen und (Dampf-)Schiffen sowie die Entdeckung des Erdรถls lรคuteten eine neue wirtschaftliche รra ein, die neue Aufgaben, Werkzeuge und Mรถglichkeiten fรผr die Logistik mit sich brachte.
WW1 und WW2: Militรคrlogistik wรคhrend der Weltkriege. รbertragung militรคrischer logistischer Konzepte auf die Geschรคftswelt. Wรคhrend des Ersten Weltkriegs war die Militรคrlogistik das entscheidende Glied in dem Netzwerk der Versorgung der Truppen mit Rationen, Waffen und Ausrรผstung. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Logistik im Bereich des Nachschubwesens weiter verfeinert. Infolgedessen gewann die Logistik einen wichtigen Platz in der Geschรคftswelt auch in der Wirtschaft.
1956: Erfindung des Seecontainers. Die Erfindung des Seecontainers durch des Amerikaners Malcom P. McLean verรคnderte die Produktionsbedingungen fรผr fast alle Industrien der Welt und verรคnderte in der Folge auch die Konsumgewohnheiten. Auch heute noch sorgt der Seecontainer dafรผr, dass Hรคfen Groรauftrรคge erhalten, neue Lรคnder und Regionen einen Wirtschaftsboom erleben, Mรคrkte entstehen und Produkte aus allen Teilen der Welt zu vernรผnftigen Preisen gekauft und Preisen verkauft werden. Auf diese Weise hat der Container einen wichtigen Beitrag zur strukturellen Entwicklung des Welthandels, dem Boom internationaler Warenstrรถme und insgesamt der Globalisierung geleistet.
1970 / 1980: Kanban und Just-in-Time. Die Kanban und Just-in-Time (JIT) Konzepte wurden bei der japanischen Toyota Motor Co. von Taiichi Ohno entwickelt und eingefรผhrt, mit dem Ziel, die Logistik effektiv mit anderen betrieblichen Funktionen zu verknรผpfen. Dabei wurde vor allem auf den Bereich Beschaffung ein besonderer Schwerpunkt gelegt.
Um 1990: QR- und ECR-Technologien. Logistikkonzepte mit besonderem Schwerpunkt auf der Distribution. Die schnelle Reaktion und die effiziente Konsumentenresonanz (engl. โefficient consumer responseโ, ECR) Technologien wurden in den 1990er Jahren entwickelt und von vielen Einzel- und Groรhandelsunternehmen eingesetzt. Diese Technologien hatten einen groรen Einfluss auf die die Logistik. Das Ergebnis dieser Technologie, Distributionszentren mit der Aufgabe betraut Waren zu bewegen, anstatt sie zu lagern. Dies ermรถglicht den Unternehmen ihre Reaktionszeiten auf Marktentwicklungen zu beschleunigen und effiziente Warenversorgungssysteme Systeme aufzubauen.
Ab 2000: Lieferkettenmanagement und Globalisierung. Lieferkettenmanagement ist ein Begriff, der seit Ende der 1980er Jahre enorm an Bedeutung gewonnen hat. Heute wird das Lieferkettenmanagement als ganzheitliche Betrachtung wichtiger Geschรคftsprozesse, die vom Lieferanten des Anbieters bis zum Endverbraucher reichen, gesehen. Dementsprechend ist das Supply Chain Management ein รคuรerst interaktives, komplexes System, das die gleichzeitige รberwachung vieler widersprรผchlicher Ziele erfordert โ und das in einem globalen Kontext. Die Globalisierung schreitet auch heute weiter voran. Effiziente Logistik und ein reibungsloses Supply Chain Management schaffen dabei einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil fรผr Unternehmen, die auf globalen Mรคrkten expandieren.
Heute: Logistik 4.0 โ die Digitalisierung der Logistik. Die digitale Transformation, insbesondere das Vernetzen logistischer Prozesse, sorgt fรผr mehr Transparenz in den Zuliefer- und Versandketten und damit fรผr ein besseres Supply Chain Management. So kommt man mit Digitalisierung und Automation zur Optimierung der Materialflรผsse und des Ressourceneinsatzes in der Logistik. Dabei entsteht als Voraussetzung und Folge der Digitalisierung zugleich eine wechselwirkende Flexibilisierung von Geschรคftsmodellen, Prozessen und Partnernetzwerken. Logistische Prozesse werden schneller, effizienter, fehlerunanfรคlliger und nachhaltiger.