Energiekrise in Europa und Asien für Q4 – Was das für die Transportbranche bedeutet

Faktencheck: Die Internationale Energieagentur (IEA) erklärte letzte Woche, dass der steile Anstieg der weltweiten Gaspreise auf eine Kombination aus starker Nachfrage und einem viel knapperen Angebot als benötigt zurückzuführen ist. Wegen des kalten und besonders langen Winters 2020/21 in vielen Teilen der Welt wurde im vergangenen Jahr anteilig mehr Gas verbraucht. Die Windenergie war in den letzten Wochen nicht mehr so zuverlässig wie zuvor, da sich das Wetter verändert hat. So ist der europäische Referenzpreis für Gas seit Januar um mehr als 250% gestiegen.

Wie wirkt sich die Energiekrise derzeit in Asien und Europa aus?

Power crisis in China

China ist von der gegenwärtigen Energiekrise bereits am stärksten betroffen, während Tausende von Fabriken derzeit an der Kapazitätsgrenze produzieren, um die pandemiebedingten Aufträge aus aller Welt zu erfüllen. Insbesondere die chinesische Elektronikindustrie leidet bereits unter Lieferengpässen und gestiegenen Kosten für Halbleiter. Zudem steht die dortige Produktion für das Elektronik-Weihnachtsgeschäft derzeit unter hohem Druck. Die Regierung hat jedoch angeordnet, die Emissionen zu senken (China will bis 2060 klimaneutral sein). Deshalb wird der Strom vor Ort rationiert: Zeitweise hatten neben Fabriken auch Privathaushalte und Geschäfte keinen Strom. Chinesische Medien berichten, dass rund 20 Provinzen seit Mitte September Stromrationierungsmaßnahmen ergriffen haben, die in einigen Fällen zu noch nie dagewesenen Stromausfällen führten.

Auch in Europa wurden die ersten energieintensiven Fabriken vorübergehend angehalten, was einen ersten Vorgeschmack auf die aktuelle Stromkrise gibt: Der Düngemittelhersteller CF Industries hatte die Produktion in zwei britischen Werken gestoppt. Auch die BASF AG in Deutschland beklagt bereits negative Folgen durch steigende Energiepreise.

In diesem Zusammenhang schrieb die Commerzbank Anfang Oktober über die Stromkrise: „Der EU-Erdgaspreis (TTF) ist heute erstmals auf 100 Euro pro MWh gestiegen. Ausschlaggebend dafür war die Nachricht, dass zuletzt deutlich weniger Gas aus Russland über die Jamal-Pipeline nach Deutschland gelangt ist. Damit verschärft sich die angespannte Versorgungslage weiter. Nach Angaben des EIG sind die Erdgasspeicher in Deutschland derzeit nur zu 67% gefüllt. Im vergangenen Jahr waren sie um diese Zeit bereits zu 94 % gefüllt. Europaweit liegt der Füllstand mit knapp 75% ebenfalls deutlich unter dem saisonal üblichen Wert von 90%. Aufgrund der ungewöhnlich niedrigen Gasvorräte ist der TTF-Erdgaspreis im September bereits um 80 % und im dritten Quartal um 160 % gestiegen.“

Auch Spaniens Regierung steht unter massivem Druck: Die Strompreise haben sich in diesem Jahr bereits verdreifacht. Der Premierminister ordnet Steuersenkungen für Stromlieferungen an.

Das Vereinigte Königreich verfügt über keine ausreichenden Gasreserven für den kommenden Winter. Während das Land sich vor dem Brexit auf die Lieferunterstützung der EU verlassen konnte, muss das Land in diesem Jahr, zusätzlich zu den Versorgungsengpässen bei Benzin und Importgütern wegen des Mangels an Lkw-Fahrern, um Ressourcen bangen. Im Vergleich zu Deutschland oder den Niederlanden verfügt das Vereinigte Königreich über weniger als ein Zehntel der eingelagerten Reserven.

 

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Grafik von Evercore ISI. Daten der Grafik: Bloomberg und Evercore ISI Research. Anmerkung: Einige einzelne Spot-Ladungen im Januar 2021 lagen über 30 $ pro MMbtu für JKM, während der Index den Durchschnitt widerspiegelt

Was bedeutet diese Energiekrise für das Transportgewerbe?

Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Energiemärkte international miteinander verbunden sind. Selbst wenn Stromausfälle in Europa vermieden werden können, ist die Wirtschaft durch einen weiteren Anstieg der LNG-Preise aktuell gefährdet. Infolgedessen werden auch die Kohle- und Strompreise erhöht werden. Dies wird sowohl die Erzeugerpreise der Unternehmen als auch die Verbraucherpreise im Rekordtempo ansteigen lassen, wie wir auch in diesem Blogartikel erörtert haben.

Vor allem aber bedeuten Chinas Energieprobleme zusätzliche Sorgen für die Lieferketten: Die globalen Lieferketten, die bereits durch coronabedingte Lockdowns, die Schließung von Häfen und die aktuelle Chip Shortage belastet sind, werden im letzten Quartal aufgrund der Energiekrise und ihrer Auswirkungen mit Sicherheit tagelange Unterbrechungen erleben. Das kommende Quartal 2021 wird ungewiss bleiben, da zu den bereits bekannten Unwägbarkeiten ein weiterer unbekannter Faktor hinzukommt.

 

 

Autorin:

Janine Wolff
Janine ist Betriebswirtin und Designfan, lebt Ihre Leidenschaft fürs Bloggen & Reisen, und ist unser kreative Social Media Managerin bei Saloodo!.

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