Frachtkosten steigen weiter in 2022

Die Transportbranche erlebt derzeit den hรถchsten konstanten Spitzenwert bei Frachtpreisen. Es ist aktuell davon auszugehen, dass in den meisten Fรคllen die Kosten fรผr im StraรŸengรผter-, Luft- und Seeverkehr befรถrderte Waren in 2022 weiter drastisch ansteigen werden. Die Frachtkosten sind in den letzten zwei Jahren stark angestiegen, was auf eine Kombination mehrerer Faktoren zurรผckzufรผhren ist.

Umsetzung des EU-Mobilitรคtspakets 2022

Einer der gravierendsten Faktoren, die sich derzeit auf die Transportkosten auswirken, sind zweifelsohne die aktuellen ร„nderungen des Mobilitรคtspakets (wir haben hier bereits informiert), die dieses Jahr zu verschiedenen Terminen in Kraft treten werden. Die aktuellste ร„nderung wird am 21. Februar 2022 realisiert, und betrifft die Ruhezeiten der Fahrer, die Rรผckfรผhrung von Lkw in das Zulassungsland, sowie die รœberarbeitung des Kabotagegesetzes. Infolgedessen wurde die durchschnittliche Arbeitszeit der Fahrer auf vier Wochen verkรผrzt. Dies bedeutet, dass die Branche mehr Kraftfahrer einstellen muss, um die fehlenden Stellen zu besetzen. Die Spediteure sind jedoch praktisch kaum in der Lage, Personal zu finden, was zur Folge hat, dass Lkw stehen bleiben und die wartende Ware nicht transportiert kรถnnen. Der Mangel an Frachtraum fรผhrt zu einem drastischen Anstieg der Frachtraten.

Der Fahrermangel verschรคrft sich weiter

Der Fahrermangel unterbricht erheblich Lieferketten in den europรคischen Lรคndern, wรคhrend sich paradoxerweise die Wirtschaft erholt und die Nachfrage nach Transportdienstleistungen steigt. Die Dringlichkeit der Situation wird durch den kontinuierlichen Anstieg der Kraftstoffpreise im Jahr 2021 verstรคrkt, der die Transportunternehmen ebenfalls unter groรŸen Druck setzt.

โ€žDie Fahrersituation ist in diesem Jahr schlimmer als sonst, da viele รคltere Fahrer im letzten Jahr ihre Arbeit eingestellt haben, um sich nicht mit COVID-19 anzustecken, Schulungszentren geschlossen wurden und andere den Beruf aufgrund der Herausforderungen und Hindernisse, die ihnen die Arbeit erschweren, aufgegeben habenโ€œ, erklรคrt Umberto de Pretto, IRU-Generalsekretรคr.

Die รœberalterung der geburtenstarken Jahrgรคnge hat den derzeitigen Fahrermangel noch verschรคrft. Jรผngere Bewerber sind aufgrund der schlechten Verdienstmรถglichkeiten, der relativ unattraktiven Arbeitsbedingungen und der langen Arbeitszeiten sehr schwer zu finden. Um die Situation zu verbessern, muss die Branche die Arbeitsbedingungen verbessern, vor allem die angemessene Bezahlung. Der Verlader wird natรผrlich diese notwendigen ร„nderungen an der Erhรถhung der Gesamtfrachtraten zu spรผren bekommen.

Lkw-Fahrermangel in ganz Europa im Jahr 2021 (Quelle: iru.com)
Lkw-Fahrermangel in ganz Europa im Jahr 2021 (Quelle: iru.com)

Instabile Lieferketten

Vor der Pandemie waren die Lieferketten (und ihre Widerstandsfรคhigkeit) nicht tรคglich in aller Munde. Aber heutzutage erschweren diese pandemiebedingten Unterbrechungen in den globalen Lieferketten die Lage des Transportsektors. Seit der SchlieรŸung des Suezkanals im August 2021 und der pandemiebedingten SchlieรŸung wichtiger Hรคfen in China (und an vielen weiteren Orten) ist es zu einem enormen Verkehrsengpass im weltweiten Warenverkehr gekommen. Zu manchen Zeiten liegen bis zu 100 Container- und Frachtschiffe vor den Hรคfen an der Ostkรผste der Vereinigten Staaten vor Anker, ganz zu schweigen von den Schiffen in chinesischen Hรคfen. Diese immer noch anhaltenden Verspรคtungen und die damit verbundene Frachtknappheit haben einen Anstieg der Frachtraten zur Folge.

Der Hรถhenflug der ร–lpreise

Diese Woche erleben wir die hรถchsten Preise seit Herbst 2014 – ein Barrel der Nordseemarke Brent kostete bis zu 96,07 USD, fรผr ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate mussten bis zu 94,92 USD bezahlt werden. Aktuell sind mehrere Grรผnde verantwortlich fรผr den konstanten Preisanstieg:

1. Russland ist einer der grรถรŸten ร–lfรถrderer der Welt und die Spannungen mit der Ukraine tragen Konsequenzen. Falls es zu Sanktionen durch den Westen an Russland kommen sollte, werden diese auch den Energiesektor treffen.

2. Auf dem Markt herrscht aktuell eine sehr groรŸe Angebotsknappheit. Russland und Saudi-Arabien als fรผhrende Rohรถl-Lieferanten des ร–lverbundes Opec+ halten bewusst Ihre Fรถrderziele nicht ein.

3. Die Nachfrage nach Energie steigt und die Preise verteuern sich kรผnstlich. Die aktuelle Omikron-Variante von COVID-19 begรผnstigt diese Situation.

„2022 wird eine holprige Fahrt werden und es kรถnnte ein besonders schmerzhaftes Jahr fรผr die Menschen werden, die ihre Tanks fรผllen mรผssen. Januar, Februar – betrachten Sie diese 2 Monate als die Ruhe vor dem Sturm.“
Patrick De Hann von GasBuddy.

Derzeit mรผssen Dieselkรคufer rund 41 Prozent mehr fรผr Kraftstoff ausgeben als im Dezember 2020, wobei die hohen Rohรถl- und Erdgaspreise zu den steigenden Kosten fรผr Diesel beitragen. Auch die zusรคtzlichen CO2-Steuern, die ab Anfang 2022 in den meisten Lรคndern anfallen, spielen eine groรŸe Rolle bei den sehr hohen Diesel- und Kraftstoffpreisen.

Ein รœberblick รผber den aktuellen Anstieg der ร–lpreise. (Quelle: uta.com)
Ein รœberblick รผber den aktuellen Anstieg der ร–lpreise. (Quelle: uta.com)

 

Hohe Nachfrage und geringe Kapazitรคten

Da die hohe Nachfrage im Gรผterverkehr nach wie vor grรถรŸer ist als die derzeit sehr begrenzten Kapazitรคten, passen Spediteure ihre Vertrรคge an die teureren Frachtraten an. Fรผhrungskrรคfte aus der Logistikbranche gehen davon aus, dass sich die in den meisten Jahresvertrรคgen festgesetzten Raten im Vergleich zu den Zeiten vor der durch die Lieferkette bedingten Kapazitรคtsverknappung mehr als verdoppeln werden. Nach Angaben mehrerer Speditionsunternehmen werden die Vertragspreise bis 2022 voraussichtlich zweistellig steigen.

Hier ein vertiefender Artikel zumย  Brexit: Preistreiber mit Potential – Brexit aktuell

Fazit

Die Transport- und Logistikunternehmen fordern fรผr das laufende Jahr spรผrbare Preiserhรถhungen, was darauf hindeutet, dass die zunehmende Inflation auf den Frachtmรคrkten voraussichtlich anhalten wird.

Wann werden die Frachtkosten wieder sinken?

Aufgrund des derzeitigen Wirtschaftsklimas fragen sich viele Import- und Exportunternehmen, wann die Frachtkosten sinken werden.

Wie lautet die Antwort? Nicht in naher Zukunft.

Importeure haben jedoch trotz mรถglicher Verzรถgerungen und hoher Transportkosten einige Optionen zur Verfรผgung.
Was Sie auf dem heutigen Frachtmarkt beachten mรผssen:

  • Durch den Vergleich mehrerer Angebote und Transportarten kรถnnen Sie sicherstellen, dass Sie die kostengรผnstigste Dienstleistung erhalten.
  • Die Preise kรถnnen รผber digitale Logistikplattformen verglichen werden.
  • Erstellen Sie eine Worst-Case-Strategie bzgl. Frachtpreisen und Transportzeiten fรผr den Fall, dass etwas Unerwartetes eintritt. Es ist wichtig, auf unvorhergesehene Verzรถgerungen, hรถhere Kosten oder Kapazitรคtsengpรคsse vorbereitet zu sein.
  • Prรผfen Sie Lageroptionen, um die Auswirkungen von Nachfragerรผckgang und Geschรคftsengpรคssen auf Ihr Unternehmen zu minimieren.
  • Denken Sie daran, bei der Berechnung der Gewinnspannen auch die steigenden Lieferkosten zu berรผcksichtigen.

 

Autorin:

Janine Wolff
Janine ist Betriebswirtin und Designfan, lebt Ihre Leidenschaft fรผrs Bloggen & Reisen, und ist unser kreative Social Media Managerin bei Saloodo!.

Das kรถnnte Sie auch interessieren

Bekannt aus:
Gรผtesiegel des BME fรผr Saloodo als effiziente Logistiklรถsung

We make logistics fast. smart. reliable.

Sign up here!

January 19th

Jetzt registrieren!

26. November